Das Thema Digitalisierung ist mittlerweile Gegenstand vieler politischer Debatten und Talkshows. Doch welche Entwicklungen damit konkret einhergehen werden, ist derzeit noch nicht klar zu erkennen. Fest steht allerdings, dass die Digitalisierung schon jetzt auf den Finanzmärkten zu einem Umbruch führt und der Transformationsprozess begonnen hat. Felix Hufeld, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), wagte kürzlich in einer Rede einen Blick in die Zukunft und skizzierte in fünf Thesen, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die Kredit- und Versicherungswirtschaft haben könnte und worin Chancen und Risiken bestehen.
These 1: „Die Digitalisierung wird den Zwang, fokussierte Geschäftsmodelle zu entwickeln, maßgeblich beschleunigen“
Filialen und deren Öffnungszeiten werden für Privatkunden immer unwichtiger, so Hufeld. Sie erwarten von Finanzdienstleistern eine Erreichbarkeit zu allen Tageszeiten, so wie sie es mittlerweile aus anderen Branchen gewohnt sind, so Hufeld. Einen bequemen Zugang zu Dienstleistungen und ein kundenindividueller Service werden ebenfalls erwartet. Der Bafin-Präsident leitet daraus ab, dass Kreditinstitute künftig verstärkt versuchen werden, sich als Plattformanbieter zu positionieren und sowohl hauseigene aus auch Drittprodukte anzubieten. Die technischen Voraussetzungen, die sich aus der PSD2 und der Verpflichtung, offene Programmierschnittstellen (API) bereitzustellen, fördern diese Entwicklung. Die sich daraus ergebenden Chancen werden allerdings auch die globalen Technologiemultis nutzen, die Hufeld als Bigtechs bezeichnet.
These 2: „Die Digitalisierung forciert nochmals den Kampf um die Kundenschnittstelle“
Die in These 1 geschilderte Entwicklung bringt es mit sich, dass etablierte Banken nicht nur Ertragspotenzial, sondern auch und vor allem die Kenntnis über ihre Kunden aus erster Hand an Bigtechs abgeben müssen. Kleinere und mittlere Institute, die sich nicht selbst zu einer Plattform weiterentwickeln, sieht Hufeld als besonders gefährdet, da sie den Anschluss verlieren könnten. Wie sich der Wettbewerb um die Kundenschnittstelle konkret auswirken wird, ist Hufeld zufolge schwierig vorhersehbar. So sei es denkbar, dass einige der Unternehmen sich zu hochfokussierten Spezialanbietern entwickeln – oder auch, dass sich ein Konkurrenzkampf darum entwickelt, wer überhaupt an einer dominanten Plattform teilnehmen kann und wer nicht.
These 3: „Künstliche Intelligenz kann menschliche Verantwortung nicht ersetzen“
Die Digitalisierung ermöglicht es zwar, viele Prozesse effizienter und innovativer zu gestalten. Die Verantwortung müsse jedoch weiterhin von der Geschäftsleitung getragen werden und darf nicht auf Maschinen und Algorithmen abgewälzt werden. Hufeld geht davon aus, dass die Industrie ein Eigeninteresse daran haben sollte, sich beispielsweise bei Anwendungen der Big-Data-Analyse gesetzestreu und korrekt zu verhalten. Dies begründet er damit, dass Verbraucher und Firmenkunden andernfalls das Vertrauen in die Integrität der Daten und die Lauterkeit der Unternehmen zu verlieren.
These 4: „Die Digitalisierung erfordert von Regulierern und Aufsehern mehr denn je multilaterale Vorgehensweisen“
Der physische Standort eines Finanzdienstleisters wird künftig eine immer geringere Rolle spielen, so Hufeld. Dazu trägt schon jetzt bei, dass technologische Innovationen und digitale Geschäftsmodelle die letzten noch vorhandenen Grenzen aufheben und viele Konzerne Teile ihrer Wertschöpfung an verschiedenen Standorten abwickeln. Als Beispiel nennt Hufeld das Cloud-Computing. Dies erfordert laut Hufeld mehr Übereinkünfte in puncto Regulierung und Aufsicht zwischen den Ländern – etwa auf G7-Ebene.
These 5: „Wir wissen heute noch nicht genau, wen wir eigentlich künftig beaufsichtigen werden. Menschen, Maschinen oder Infrastrukturen?“
Bislang stehen bei der BaFin Finanzintermediäre im Fokus. Käme es in weiten Teilen zu einer Blockchain-Ökonomie, bräuchte auch die Regulierung und Aufsicht ein Update, so Hufeld. Er erwartet zudem, dass allein schon die Aufspaltung der Wertschöpfungsketten Teile der bisherigen Aufsichtspraxis in Frage stellen wird.
Wie Banken sich für den Transformationsprozess wappnen können:
Insbesondere die ersten beiden Thesen, die Hufeld aufstellt, betreffen die Interaktion der Banken und Sparkassen mit ihren Kunden direkt. Wie sich in der Kundenansprache Potenziale erschließen lassen und die Kundengewinnung beziehungsweise –treue optimiert werden kann, zeigt die Gesellschaft für Qualitätsentwicklung in der Finanzberatung (QIDF) anhand verschiedener Beratungslösungen auf. Zudem ermöglicht die Beratungsanwendung FinGOAL! des gleichnamigen und zur QIDF-Gruppe gehörenden Unternehmens ein optimales digitales Beratungserlebnis. Die Anwendung entspricht selbstverständlich künftig den Standards der neuen DIN 77230 „Basis-Finanzanalyse für den Privathaushalt“, die von der QIDF mitentwickelt wurde.
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